Frank Leonhardt/Offenburg
FM Kompakt zu Besuch bei Frank Leonhardt in Offenburg
Ende 2017 war FMK zu Gast bei Frank Leonhardt. Und zwar an der vielen CB-Funk, Radio- und SAT-Freaks bekannten Adresse „In der Jeuch 3“, im Offenburger Industriegebiet. Dies ist bis heute die Heimat von LEOMEDIEN, dessen Inhaber Frank Leonhardt ist. Frank war schon immer Visionär und Vordenker, in Bezug auf Technik und Medien, was sich auch während unseres Besuches widerspiegelte.
In der Jeuch 3 – Offenburg © Thomas Kircher
Vom Radiovirus wurde er bereits in seiner Kindheit infiziert. In den Nächten hörte er regelmäßig die Offshore Stationen von der Nordsee, wie Radio Caroline oder BIG L Radio London unter der Bettdecke. Noch heute ist er fasziniert vom Feeling und in welcher Qualität diese Seesender, die von Schiffen oder ausgedienten Plattformen in internationalen Gewässern sendeten, mit seiner kleinen Philips Nanette im Südwesten Deutschlands ankamen. Angefangen hat alles Anfang der 1960er, Frank war damals 12 Jahre alt und hatte bereits Spaß an einem eigenen UKW-Senderbausatz gefunden. Kurze Zeit später bestellte er sich bei Conrad sogar einen KW-Sender aus Militärbeständen, den er testweise im 41 Meter Band betrieb. „Die direkte Reichweite dieses Senders war zwar sehr überschaubar, doch vielleicht hat man mich damit damals dafür schon auf einem ganz anderen Kontinent empfangen“, erinnert er sich lachend.
Im Jahr 1967 spielte die Band „The Who“ in der Oberrheinhalle in Offenburg. Frank und ein Freund waren ebenfalls dabei, jeweils mit damals in Deutschland nicht zugelassenen CB-Handfunkgeräten, Spulen-Tonbandgerät und 8mm-Filmkamera. Da die nach einem Who-Konzert übliche Saalschlacht im friedlichen Offenburg ausblieb, hatte es die bereitgestellte Hundertschaft der Polizei auf die beiden jungen Leute abgesehen. Die Funkgeräte wurden beschlagnahmt, Tonbandgerät und Filmkamera hatten damals noch nicht interessiert. Anzeige, Erwähnung im Konzertbericht der Tageszeitung und Besuch der Jugendfürsorge folgten. Das Ganze wurde aber irgendwann wegen Geringfügigkeit eingestellt, die Funkgeräte gab es zurück.
Heute stehen sowohl das Transistorradio, mit denen Frank die Seesender empfing, als auch besagtes Funkgerät, aber auch Filmkamera und Tonbandgerät im Technischen ZukunftsMuseum Offenburg „TEMOpolis“.
Ab 1972 wurde von der von Frank Leonhardt gegründeten FRCG (Free Radio Campaign Germany) die Fachzeitschrift Free Radio News – später umbenannt in „Radio News“ - herausgegeben, die sich für freien Rundfunk einsetzte und mit Wegbereiter für den privaten Rundfunk in Europa war. Die Zeitschrift erschien über fast drei Jahrzehnte und wurde mit der 50. Ausgabe im April 2000 eingestellt. Die Radio News waren für die damalige Zeit hochprofessionell gestaltet, hatten teilweise einen Umfang von fast 100 Seiten und einen schier unendlichen Fundus an exklusivem Fotomaterial. Mittlerweile können alle Ausgaben von 1972 bis 2000 über die ADDX als Digitaler Reprint bezogen werden.
Mit Radio Telstar Offenburg – RTO – verwirklichte sich Frank einen großen Traum: Am 15.08.1987 ging RTO auf Sendung. Man war damit der dritte Privatsender im Ländle, nach Hochrhein Radio Antenne 3/Bad Säckingen und Radio Ohr (Ortenauer Heimatradio)/ebenfalls Offenburg. Man teilte sich hier die Frequenz 101,60 MHz, später 107.4 MHz, mit Radio Ohr. RTO hatte lediglich 4,5 Sendestunden täglich zur Verfügung und war von 11.00 Uhr bis 13.30 Uhr mit aktuellen Magazinsendungen sowie von 19:00-21:00 Uhr mit Personality-Shows on Air.
© Thomas Kircher
RTO war quasi der legale Nachfolger des ehemaligen belgischen Piratensenders Radio Telstar International (RTI) im Dreiländereck (Gemmenich), welcher knapp ein halbes Jahr sendete und dann durch die belgische Staatsanwaltschaft geschlossen wurde. Der Gründer von RTl und Mitgründer von RTO war Helmut Slawik, alias Helmut Peters, eine in der Radioszene nicht unbekannte Person. Dank dieses Umstandes waren sowohl das Jingle-Paket als auch die DJ`s vorhanden und kamen in Offenburg zum Einsatz, um einen Hauch „Piratensender-Feeling“ in die Ortenau zu bringen. Anfänglich musste man die 100 Watt starke Offenburg-Frequenz 101,60 MHz nutzen, die stark vom französischen RFA auf 101.4 gestört wurde. Später wurde auf dem „Silberköpfle“ die Frequenz auf die 107.4 MHz gewechselt. RTO fungierte regelmäßig als offizielles Live-Messeradio aus der Oberrheinhalle in Offenburg, im August 1989 sendete man täglich sogar direkt von der Internationalen Funkausstellung in Berlin. Bekannte Moderatoren waren Stephan Kaiser (Radio NRW), Patrick Lynen (später HR1, SWF III und RTL, bekannt auch als Buchautor und Moderationstrainer), Johnny Best "JB" (heute Betreiber von radioszene.de), Patrick Schneider (als Henk van Boven bekannt von WDR 1), Günther Laubis (Korrespondent der Tagesschau, SWR), Peter Funk und Stefan Kramer. Hier machten echte Radiofreaks Programm. Und dies war erfrischend anders klingend, als bei vielen anderen Privatsendern in Baden-Württemberg. Das Programm passte auch deshalb nicht zu Radio Ohr. „Von der Jugend wurde damals Ohr als provinziell und RTO als professionell bezeichnet“ erinnert sich Frank Leonhardt mit einem verschmitzten Lächeln.
Die unterschiedliche Präsentation der Programme wird auch in diesem Mitschnitt aus dem FM Kompakt Archiv hörbar: Übergang Radio Ohr auf RTO mit der Stefan Kramer Show von 1989.
RTO hatte anfangs auch eine eigene Zeitung mit den Namen „In Offenburg“ herausgebracht, da das Offenburger Tagblatt als Betreiber von Radio Ohr sich weigerte, die Programme von RTO zu veröffentlichen. Für damalige Zeiten spektakulär war, dass ein Teil der Sendungen europaweit über Satellit, in Kooperation mit dem norwegischen Radio Northsea International, ausgestrahlt wurde. Die Erfahrungen des Lokalsenders konnten in weiteren internationalen Rundfunkprojekten umgesetzt werden.
Im Studio von RTO : Patrick Schneider und Frank Leonhardt
RTO wurde Opfer der Novellierung des Landesmediengesetzes, „zwangsfusionierte“ mit der Konkurrenz und stellte am 31.12.1992 um 21:00 Uhr den Sendebetrieb ein. Zu den einstigen Mitarbeitern gehörte auch Mike Anderson (Medienmagazin), er hat Radio Telstar zum 30. Stationsgeburtstag wieder als Webstream bei Laut.fm aufleben lassen.
In der Jeuch 3 ist nicht „nur“ die Adresse von Frank Leonhardts Firma „LEOMEDIEN“, sondern auch die des alten RTO Studios, das noch heute zu besichtigen ist. Dort befinden sich auch Sender und Antenne von Rebland FM, hier frönt Frank einer weiteren Leidenschaft: Dem Wein
Sender von Rebland FM © Thomas Kircher
Rebland FM ist Deutschlands erstes Wein- und Genussradio. Im zeitlichen und thematischen Zusammenhang mit wechselnden lokalen Veranstaltungen aus dem Themenschwerpunkt Wein und Genuss veranstaltet Rebland FM regelmäßig Veranstaltungsrundfunk im traditionellen “analogen Radio” auf FM 107.9 im Großraum Offenburg. Die Antenne ist auf dem von weither sichtbaren LEOMEDIEN-Tower angebracht.
Leomedien-Tower © Wolf-Dieter Roth
Zusätzlich zum Veranstaltungsradio wird aus dem Studio in Durbach jeweils am letzten Sonntag im Monat “Schmeckt’s euch? – die interaktive Küchenparty” mit Live-Cooking und Studiogästen überwiegend aus der Wein-, Gastro- und Genusswelt ausgestrahlt. Zu hören und zu sehen live via Webradio und Videostream. Rebland FM beschreibt sich auf seiner Webseite wie folgt: „Da wir keine Lust auf den typischen “Radio-Mainstream” haben (… die besten, größten, meisten usw.), gönnen wir uns eine etwas individuellere Musikfarbe. Ein paar Genres als Beispiel: (Indie) Pop, Modern Rock, Singer/Songwriter, House/Disco. Aber: Die Welt dreht sich und auch unsere Playlist befindet sich in einem nicht endenden Prozess der Evolution. Soll heißen: Wir sind immer wieder für Überraschungen gut. Nichts ist in Stein gemeißelt. Expect the unexpected!“
Rebland FM wird redaktionell gestaltet und produziert von einem rund zehnköpfigen Team bestehend aus professionellen Radiomachern und Genussmenschen, die diesem Projekt einen Teil ihrer Freizeit widmen. Darüber hinaus wird die gesamte Studio- und Sendetechnik – vom Mischpult bis zur Sendeantenne – durch unser “Technik-Kompetenzteam” komplett in Eigenregie geplant, aufgebaut und betrieben.
Frank erinnert sich mit Freude an die goldenen Jahre von LEONHARDT ELECTRONIC zurück. Er hat die Anfänge des CB Funks erlebt, als die Leute Schlange vor dem Laden standen, um sich ein Gerät zu besorgen. Von den Glanzzeiten des Kurzwellenempfanges, über den Beginn des SAT-Booms, bis hin zum ASTRA-Digital-Radio (ADR) und den diversen Boxen zur Entschlüsselung ausländischer Programme. Diese technische Zeitreise, die Frank hier begleitet und zum Teil auch mit entwickelt hat, würde sich unendlich fortsetzen lassen.
Voller Stolz erzählt uns Frank von einem der letzten ganz großen Radio-Abenteuer, dem Projekt „Offshore 98“. Dieses wurde von 12 Radiofreaks verwirklicht (neben ihm u.a. Stephan Kaiser, Jan Sunderman, Helmut Peters…..). Hierzu präsentierte uns Frank einen Videofilm – Folgende Informationen kommen aus dieser Präsentation sowie aus den „Radio News“ Nr. 50 vom August 2000 über ein unvergessliches Projekt:
„Viele Kenner der Szene glaubten zunächst an ein Phantom aus der ständig brodelnden Gerüchteküche. Doch mit einem halben Jahr Verspätung meldete sich "Offshore 98" über die Ostertage (2. bis 5. April 1999) und erwies sich als eines der spektakulärsten Projekte, das die freie Radio-Szene seit langem auf die Beine gestellt hat. Ein Wochenende sendete die Sonderstation auf Kurz-, Mittel- und Langwelle von einem Schiff in der Nordsee. Kurzwellenpiraterie, freies Radio in Ostbelgien, Privatfunk in Deutschland - eigentlich war Helmut Peters an so ziemlich allem schon beteiligt gewesen, was einem Rundfunkmacher vorschweben könnte. Doch halt, eines fehlte: ein Seesender! Einigen von Helmuts Mitstreitern aus den Tagen von Radio Benelux und Telstar ging es ebenso. Jahrelang schlummerte das Projekt, denn das Entscheidende dazu fehlte - ein Schiff. Eines, das man für eine kurze Zeit mieten konnte, groß genug für die Antennen und mit vertrauenswürdiger Besatzung. Dank Unterstützung aus dem Ausland fanden sich Kahn, Kapitän und Reederei.
Ursprünglich sollte es schon 1998, zum 40jährigen Jubiläum von Offshore-Radio in Europa, losgehen. Einige DJs hatten bereits auf der MV Communicator einige Programme dafür vorproduziert. Wenige Tage nach den Aufnahmen kaufte Q-Radio (1224 kHz) die schwimmende Radiostation auf dem Ijsselmeer. Die "Offshore 98"-Shows waren die letzten, die im Originalstudio des ehemaligen Seesenders Laser 558 entstanden sind. Ein Ort, der mit Bedacht gewählt worden war, damit die Programme - auch wenn sie nicht auf hoher See produziert waren - das Offshore-Feeling herüberbringen mochten. Über dem Projekt lag lange der Mantel der Geheimhaltung. Was keine einfache Sache ist, wenn mehrere Dutzend Leute in der Szene davon wissen. Etliche mögliche Mitstreiter sind in der Vorbereitungsphase wieder abgesprungen oder hatten gleich abgewunken. Auch meldeten sich warnende Stimmen wie die des Ex-Radio-Monique-Mitarbeiters Herbert Visser, der befürchtet hatte, die Aktion könne die seinerzeit diskutierte Lockerung der Seesendergesetze in den Niederlanden torpedieren. Doch zunächst bewog der Herbststurm die Organisatoren, ihren ersten Sendeversuch am zweiten Oktoberwochenende 1998 kurzfristig ins Wasser fallen zu lassen. Im Jahr darauf, zu Ostern, wenn die Nordseewellen nicht so hoch schwappen, sollte der zweite Versuch gelingen. Der Name blieb unverändert, damit nicht alle bereits produzierten Jingles und Shows im Papierkorb landen mussten. Das nun für das Projekt gecharterte Schiff (34 Meter lang, sieben Meter breit, drei Masten) diente normalerweise für Angeltrips auf hoher See. Zur Abwechslung schipperte die vierköpfige Besatzung diesmal 13 Radio-Freaks auf die Nordsee, um außerhalb der 12-Meilen-Zone in internationalen Gewässern zu kreuzen.
Karfreitag um 18 Uhr MESZ begannen die ersten Tests. Der offizielle Sendestart folgte am Samstag um 7 Uhr MESZ. Fast zwei Tage blieb "Offshore 98" auf Sendung, bis gegen 1 Uhr MESZ in der Nacht zum Ostermontag Schluss war. Auf drei Bändern wollte sich "Offshore 98" melden: Langwelle, Mittelwelle und Kurzwelle. Die allermeisten Hörer (über 100 Empfangsberichte sind bereits in den ersten Wochen nach der Ausstrahlung im Offenburger Postfach 2209 eingetroffen) hatten die Station auf 6210 kHz geloggt. Chris Ise (Crazy Wave Radio) und Jens Martin (Radio Benelux) hatten ihre Ausrüstung mit aufs Schiff gebracht, zwei Kurzwellensender (100 bzw. 120 Watt) samt Halbwellendipol. Das Signal erreichte DXer in Italien, Spanien und Finnland, war in Deutschland aber eher mittelprächtig zu hören. Das mag, so Helmut, daran gelegen haben, dass die Antenne zu hoch aufgespannt war, von der Wasseroberfläche aus gemessen. Sieben bis acht Meter über Grund seien normalerweise optimal.
"Die Sender sind zwölf Stunden am Stück gelaufen", zeigte sich Chris Ise verblüfft über die Leistungsfähigkeit der Kühlung. Doch es wäre ein Wunder gewesen, hätte alle Technik problemlos funktioniert. "Der Mittelwellensender hat gut gequalmt", spielt Chris auf einen abendlichen Vorfall an. Jene Spule, die die Endstufe vor zurückfließender Hochfrequenz schützte, war durchgebrannt. Nächtliches Spulenwickeln stand nun auf dem Programm und war nach verschiedenen Versuchen auch von Erfolg gekrönt. Die Überlastung des Teils war offenbar eine Folge der durch mehrere Sender reichlich an Bord vorhandene und sich gegenseitig behindernde HF. Der für 200 Watt ausgelegte Mittelwellen-TX hat tatsächlich nur einen Bruchteil seiner Leistung gebracht. 25 Watt, schätzt Helmut. Immerhin gab es Hörer an den Küsten Dänemarks, Englands, Hollands und Belgiens, die die Frequenz 1566 kHz empfangen konnten. Ein Experte aus London will auch die Langwelle 279 kHz beobachtet haben. "Aber das kann nicht stimmen", kommentiert Helmut den offensichtlichen Phantasie-Log. Die Premiere eines Seesenders in diesem Frequenzbereich war zugegebenermaßen kein durchschlagender Erfolg. Der Hauptmast erwies sich mit gut zwölf Metern Höhe zu kurz für den Vertikalstrahler. "Er hätte mindestens 15, 20 Meter haben müssen." Als Lösungsversuch wurde die Antenne zu der Form eines "S" gestaucht. Auf dem Schiff war daraufhin der ehemalige Flugfunksender aus DDR-Beständen (mit nominal 100 Watt) doch noch zu hören. Aber wohl auch nur dort.
Improvisiert war auch die Studiotechnik vom ehemaligen RTO. Denn die Bedingungen, Radio zu machen, sind auf einem engen Schiff ganz anders als an Land. HF und NK können sich leicht in die Quere kommen. "Wir haben deswegen so einfache Geräte wie möglich mitgenommen", berichtet jener deutsche Profi-Moderator, der sich an Bord Walter König nannte. Die vorproduzierten Shows kamen deswegen alle von der guten alten Kassette, nicht von der neumodischen MD. Immerhin, die CD-Player haben doch noch mitgespielt. "Aber erst, nachdem wir sie dick mit Alufolie umwickelt haben." Wegen der HF-Einstrahlung musste auch die Crew, die aber zuvor eingeweiht worden war, während des Sendewochenendes aufs Fernsehen verzichten.
Langeweile kam an diesem Osterwochenende sowieso keine auf. Sender und Antennen wurden komplett auf hoher See installiert. Neben viel Funkbastelei gab es etliche Stunden Live-Programme zu fahren, sogar mit Nachrichten, Wetterbericht, einem Hit-Tip sowie Reportagen über das, was in Kajüte, Kombüse und an Deck passiert - der "Bord-Report". Fürs Programm stand ein Paket mit 72 professionell produzierten Jingles zur Verfügung. Außer den bereits erwähnten DJs waren u.a. noch zu hören: Ron Visser, A.J. Beirens, Tommy Bollmann, Stephen Young, Paul Graham, Hans Knot, Bert de Graaf, Chet Reuter und Rob Devil. Die Radio-Fans an Bord hingen nicht nur der verklärten Erinnerung an die glorreichen Tage von Caroline, Big L oder Radio Nordsee an. Einige hatten die Offshore-Zeiten gar nicht selbst mitbekommen; das Alter der Beteiligten reichte von 21 bis 50. "Nostalgie gehört natürlich auch dazu", erläutert Helmut. "Aber nicht nur." Es sei auch darum gegangen, vorzuführen, wie ein Seesender heute klingen könnte. Was einigen Hörern den Kommentar entlockte, manche Sendungen hätten sich zu sehr nach Kommerzradio angehört.
Aber auch aus einem ganz anderen Grund stieg die Spannung. Einmal schien ein anderes Boot das Sendeschiff zu verfolgen. Die Sender verstummten, der Kapitän gab volle Kraft voraus. Blinder Alarm. Das Schiff ging die ganze Tour über nie vor Anker. Die Nachtwachen mussten nicht nur ein Auge auf die Technik an Deck halten, sondern vielleicht auch einen bangen Blick über die Nordsee werfen. Helmut hatte die Wahrscheinlichkeit, mit den Behörden Ärger zu bekommen, auf 50:50 eingeschätzt, also ziemlich hoch. Fast schien er ein wenig enttäuscht, als bei der Rückkehr niemand sie am Kai erwartete. "Wir sind aber alle doch froh darüber, dass nichts passiert ist."
Frank Leonhardt unterstreicht diese Aussage. Auch er hoffte insgeheim, an Land in Handschellen abgeführt zu werden. „Dies wäre wahrlich ein würdiger Abgang gewesen“, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu.
Der Videofilm „Offshore 98“ ist übrigens auch in drei Teilen auf YouTube abrufbar – hier Teil 1:
Der Langwellensender von „Offshore 98“ © Thomas Kircher
Den damals zum Einsatz kommenden Langwellensender, dessen Beschaffung eine eigene Geschichte ist, gibt es übrigens als Original im Zukunftsmuseum „TEMOpolis“ zu bestaunen. Und damit sind wir bei einem weiteren Projekt, welches Frank mit ins Leben gerufen hat. Das Technische Zukunftsmuseum TEMOpolis ist derzeit im Aufbau. Ein Teil der Sammlung befindet sich im Gebäude von LEOMEDIEN, jedoch ist man aktuell dabei, in eine Industriehalle nach Ohlsbach umzusiedeln, um dort das Museum im kommenden Frühjahr offiziell zu eröffnen. FM Kompakt bekam dank Frank Leonhardt und Reinhard Braun bereits vorab erste Einblicke an den beiden Standorten. Mit der folgenden Präsentation stellt sich das TEMOpolis vor:
„Technische Errungenschaften werden kaum als Kulturgut wahrgenommen – deshalb braucht die Region ein Technisches Zukunftsmuseum. Davon sind die Projektinitiatoren Frank Leonhardt und Hans-Peter Schemitz seit Jahren überzeugt. Mit rund 30 Mitstreitern verfolgen sie das Ziel, "Temopolis – das Technische Erlebnismuseum Offenburg" einzurichten. Den ersten Schritt im Masterplan ging der Verein vor zwei Jahren mit einem "Showroom" in derzeit nicht genutzten Gewerberäumen im Offenburger Industriegebiet West. Dort gibt es einen Querschnitt der Kommunikationstechnik wie historische Radios, Funk- und Fototechnik, Grammophone und Computer zu bestaunen.
"So eines hatten wir früher auch einmal", wird mancher Besucher erkennen und sich der rasanten Entwicklung bewusst werden. Nun wird der zweite Schritt in Angriff genommen. Der Ohlsbacher Unternehmer Hans-Peter Möschle, Initiator des Gengenbacher Jugendforschungszentrums und Temopolis-Mitglied, stellt Platz in seiner Industriehalle zur Verfügung. Hier kann der Verein einige seiner Ideen umsetzen. "Wir wollen heute innovative Technik von morgen zeigen, bevor sie museumsreif ist und den Blick zurück nicht vergessen", beschreibt Schemitz das Projekt. Der Verein freut sich über die Chance, zunächst mit einem überschaubaren Risiko dem angestrebten Ziel eines Technikmuseums in Offenburg näherzukommen. "Schauen wir mal, wie sich die Sache entwickelt", so Schemitz.
Geplant ist der Bau von drei "Zeittunneln", die mit historischen Exponaten eingerichtet werden und mit jedem Schritt tiefer in die Vergangenheit führen. Jeder Zeittunnel hat trotz Überschneidungen sein eigenes Thema. So wird ein Tunnel alles rund um die Kommunikation zeigen, vom Funk bis zum Computer. Ein zweiter wird sich der mechanischen Entwicklung widmen. Im dritten Tunnel stehen elektrische Geräte im Vordergrund. Am Eingang betritt der Besucher die Zukunft, die "Cloud". Auf der Wunschliste steht deshalb ein Begrüßungsroboter. Ein Sponsor hat bereits einen kleineren Roboter zur Verfügung gestellt. „Der hatte bereits auf der Funkausstellung in Berlin für Aufmerksamkeit gesorgt. Er bewegt sich äußerst gelenkig, nicht so wie man das von einem Roboter erwartet", weiß Leonhardt. Zukunft und Gegenwart werden sich in zahlreichen Exponaten mischen.
„Schluckspecht“ in Ohlsbach © Jörn Krieger
Die Hochschule Offenburg steuert zwei ihrer "Schluckspechte" als Leihgabe bei. Mit den futuristisch anmutenden Fahrzeugen nehmen Studenten erfolgreich an Wettbewerben teil, bei denen es darum geht, mit einer geringen Menge Treibstoff möglichst weit zu fahren. Das Konzept des Zukunftsmuseums umfasst auch die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Es gibt viele innovative Firmen in der Region. Die Region besitzt eine reiche Industriegeschichte und viel Potential. Das soll sich in Ohlsbach widerspiegeln. Interaktivität und Vorträge runden das Angebot ab. Weitergehende Informationen auf der TEMOpolis Webseite
In Ohlsbach stehen übrigens die beiden ehemaligen Sender von CFN/RFC Lahr © Thomas Kircher
Wir lernten also bei den FMK-Radiotagen rund um Offenburg und Straßburg sowohl einen sympathischen Radiopionier, als auch Visionär kennen. Frank lebt sowohl von seinen Erinnerungen, als auch von den Dingen, mit denen er uns Radio- und Medienfans bis heute erfreut. @Frank: Dafür vielen Dank!
Thomas Kircher - FMK
FMK zu Besuch bei Frank Leonhardt (rechts im Bild) am 07. Oktober 2017
Quellen:
Wikipedia über Radio Telstar Offenburg
„Radio News“ – Doppelausgabe Nr. 50 vom August 2000
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