FM Kompakt zu Besuch im Süddeutschen Radiomuseum Hardthausen

 

 

 

Nach über 1½ jähriger Corona-Zwangspause konnte im Oktober 2021 endlich wieder ein FM Kompakt-Treffen stattfinden. Dieses verbanden wir mit einem Besuch im Süddeutschen Radiomuseum Hardthausen-Lampoldshausen. Diese Ortschaft liegt ca. 40 Kilometer, also eine halbe Stunde, von Heilbronn entfernt.

 

Inhaber des Museums ist Uwe Steinle. Dieser nutzte den Corona-Lockdown und die Zeit danach, um innerhalb des Museums umzubauen, aber auch, um Geräte zu restaurieren. Obwohl das Museum aus diesem Grund aktuell für Besucher vorübergehend geschlossen ist, öffnete er für unsere Gruppe seine Türen. Zusammen mit Bernd Walter, Techniker und begnadetem Restaurator, führte uns Uwe Steinle durch eine beeindruckende Sammlung. Hier sind fast 100 Jahre Empfänger-Technik zu bewundern. Vom Detektor der 1920er-Jahre, über die Empfänger der Kriegsjahre (darunter natürlich auch die berühmte „Goebbels-Schnauze“), bis in die goldene Zeit des Radios und Fernsehens. Ein Besuch des Süddeutschen Radiomuseums ist wie eine Zeitreise, in der es Fernsehgeräte, Musiktruhen, Autoradios, Weltempfänger, Plattenspieler, Radiowecker und vieles mehr zu bestaunen gibt.

 

Eine Freude, mit welcher Liebe zum Detail damals die Radio- und Fernsehgeräte als regelrechte Schmuckstücke für die Wohnzimmer produziert wurden. Dementsprechend kosteten sie allerdings auch ihren Preis. Damals waren Radios und TV-Empfänger noch Luxusgüter. Ein Radio hat in den 50ern zum Beispiel rund 550 Mark gekostet. Verdient hat man aber im Monat nur rund 250 Mark.

Voller Stolz führten uns Uwe Steinle und Bernd Walter diverse Geräte vor, denn der Großteil ist noch heute funktionstüchtig. Schön, wieder einmal den warmen Klang von Rundfunkempfängern aus den 50er oder 60er Jahren zu hören. Anstelle von billigen Plastikgehäusen, wie man sie heutzutage oft findet, wurden viele Geräte früher mit Holzgehäusen ausgestattet. Schade dass es das kaum noch gibt.

 

 

 

An jedem Empfänger sind Information über Namen, Herkunft, Baujahr oder auch die damaligen Kosten dieser analogen Schätze zu finden. Uwe Steinle sammelt nicht nur Empfangsgeräte, sondern auch viele bewundernswerte Details: Werbung, Miniatur-Fernsehtürme und Autogramme der Radio-Macher von einst.

 

Uwe Steinle verspürte schon früh eine Faszination für das Medium „Radio“. „Die Stimme, welche da aus dem Kasten kommt, das hat mich schon als kleiner Junge beeindruckt“. Neben dem sammeln alter Geräte, war er über viele Jahre auch Kurzwellen-Hörer und Mitglied der ADDX. „Da war jede Nacht wie eine kleine Weltreise“, schwärmt Steinle. „Was da auf Kurzwelle und vor allem auf den Tropenbändern für Klänge zu hören waren. Und die Informationen aus weit entfernten Ländern…. Das hatte schon etwas ganz besonderes. Heutzutage mit Internet und Webradio natürlich kaum noch vorstellbar. Es war eine Freude, diese ganzen Stationen anzuschreiben und dann Post aus aller Herren Länder zu bekommen. QSL-Karten, Aufkleber und wenn man Glück hatte, auch noch einen Wimpel“, erzählt Uwe Steinle mit leuchtenden Augen. „Die Wimpel habe ich alle aufgehoben“, lacht der sympathische Sammler. Steinle hat in den 1970ern damit angefangen, Radios und Schallplattenspieler vom Sperrmüll zu retten. „Mir ist es wichtig, dass die Geräte und das Wissen darüber nicht verloren geht“. Allein 200 Geräte hat Steinle bei sich zuhause in Affalterbach gelagert.

Hauptsächlich stammen die Raritäten aus Nachlässen oder geschlossenen Museen. In den ersten Jahren war die ständig größer werdende Sammlung in Remseck (Landkreis Ludwigsburg) beheimatet. Ende 2015 bezog man nun als Süddeutsches Radiomuseum die neuen Räumlichkeiten in Hardthausen am Kocher. Früher befanden sich hier ein Edeka Markt, sowie das Postamt. Zwei Jahre dauerte es, bis das Radiomuseum eingerichtet war. Eröffnet wurde das Süddeutsche Radiomuseum, in der Schöntaler Straße 18, im Jahr 2018.

 

Circa 600 Exemplare werden ständig gezeigt

 

 

Deutscher Arbeitsfrontempfänger von 1935

 

Zahlreiche weitere Geräte befinden sich auf Lager, da die Ausstellung von Zeit zu Zeit geändert wird, bzw. es geplant ist, zu speziellen Themen entsprechende Geräte auszustellen.

Nach wie vor liegt einer der Sammlungsschwerpunkte auf Rundfunkgeräte-Herstellern aus der Region. Gezeigt werden namentlich Apparate der Firmen WEGA, Stuttgart und Fellbach, KLENK, Stuttgart, StarRadio, Backnang-Neuschöntal, Südfunk Werk Dr. Ing. Robert Ott, Stuttgart und Waiblingen, RONDO, Stuttgart N, Kersi, Stuttgart-Möhringen, DIRA, Sindelfingen, MEGOW, Ludwigsburg, LTP, Tübingen, Dr. Bärner & Link, Reutlingen, Radio Reinfrank, Landau (Pfalz) und Mannheim, MELODIFDUNK, Rob. Barth, Stuttgart-Heilbronn u.a.

Einen weiteren Schwerpunkt sind Radios, die in ihrer Zeit als besonders fortschrittlich (technisch oder optisch) galten.

 

Nachfolgend eine kleine Zusammenstellung von ganz besonders erwähnenswerten Raritäten:

  • EMOR GLOBE RADIO, London – ein Radioempfänger ähnelt der Grundig Kugellautsprecherbox , allerdings bereits in den 1940er Jahren produziert

  • SPARTON BLUEBIRD RADIO, ein Radio in einem kreisrunden Spiegelglasgehäuse, USA 1935

  • AIR KING Skyscraper, ein Radio in einem dem Emprie State Building ähnlichen Gehäuse, USA 1934

  • TELEFUNKEN ELA V 711, ein Röhren-Kraftverstärker mit 70 Watt Leistung aus dem Jahre 1935

  • Reisz-Mikrophon M 105, ca. um 1930 aus der ganz frühen Rundfunktechnik

  • Röhrenprüfgerät mit optischer Bildschirmanzeige der Fa. Cintel Ltd., London. Ein großes, fahrbares Messgerät, das in den 1950er Jahren in der ehemaligen Radioröhrenfabrik der C. Lorenz AG, Werk Esslingen a.N. eingesetzt war.

 

  • Liebhaberempfänger der C. Lorenz AG, Berlin. Ein Radio von 1923 mit Spezialgehäuse der Fabrik, vmtl. Kleinstserie oder Einzelanfertigung.

  • Radiobellbox, eine Musikbox mit Radio aus Belgien von 1952

  • AEG Tonschreiber von 1942, ein ganz frühes Tonbandgerät, das noch in der Kriegszeit beim Militär eingesetzt wurde

Heutzutage hört Steinle kaum noch Radio, weil ihm die Musik nicht mehr gefällt. Um so mehr genießt er die Klangqualität der Empfänger im Museum mit stilechten Titeln aus der jeweiligen Zeit. Hierzu hat Steinle einen kleinen Mittelwellen-Indoor-Sender installiert.

Die Ausstellungsräume sind folgendermaßen aufgegliedert: Radiogeräte vom Anbeginn des Rundfunks 1923 bis in die 1980er Jahre Fernsehgeräte von 1936 bis in die 1990er Jahre Phonogeräte – Grammophone (ab 1900), Plattenspieler(1920er Jahre bis 1990er Jahre), Tonbandgeräte ab 1942, Tefifone (50er und 60er Jahre), Drahttongeräte (40er und 50er Jahre), Mikrophone (20er bis 60er Jahre), historische Röhrenverstärker (30er-50er Jahre), Musikboxen (1950er Jahre), historische Messgeräte, Telefone ab 1890 und allerlei Kurioses rund um das Thema. Die Telefonsammlung ist passend im ehemaligen Postamt neben dem Hauptausstellungsraum untergebracht.

 

Sämtliche Bilder dank Markus Weidner - https://www.smartphonefan.de

 

Quelle/Webseite des Radiomuseums: http://uwesteinle.com/ - Öffnungszeiten auf Anfrage: Uwe Steinle 07144 332342 Schöntaler Str. 18, 74239 Hardthausen am Kocher

 

Autor: Thomas Kircher – www.fmkompakt.de

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