Im Mai 2025 besuchten Leser von FM Kompakt die Gemeinde Grafenstein / Kärnten und zwar die im Ortsteil Thon befindliche Mess- und Empfangs­station der österreichischen Fernmelde­behörde. Ermöglicht wurde uns die Besichtigung durch eine Fach-Führung der zuständigen Techniker.

Mess- und Empfangsstationen dieser Art sind hoheitliche Einrichtungen, welche den Funk- und Kommunikationsverkehr auf nahezu allen Frequenzbändern in Abstimmung mit den Aufgaben und Zielen des jeweiligen Staates sowie der Internationalen Fernmeldeverwaltung (ITU) überwachen. Die Mess- und Empfangsstation Grafenstein wird offiziell als „Fernmeldebüro“ bzw. als „Funkempfangs- und Peileinrichtung für fernmeldebehördliche Zwecke“ bezeichnet (siehe Abbildung 1). Innerhalb Österreichs ist diese Station eine von insgesamt dreien; die anderen beiden Stationen befinden sich in Vorarlberg sowie im Großraum Wien.

Abbildung 1: Hinweisschild am Eingang

Der Standort dieser Station wurde unter verschiedenen Aspekten gewählt. Zum einen befindet er sich in einem Gebiet mit vor allem für die unteren Frequenzbänder, d.h. vor allem für Frequenzen bis zu 30 MHz, sehr gut geeignetem moorähnlichen Erdreich und damit sehr guter Bodenleitfähigkeit. Diese Eigenschaft ist mindestens unter den Stationen in Österreich ein Alleinstellungsmerkmal. Zum anderen wurde der Standort zu einer Zeit gewählt, als Kärnten direktes Zonen- bzw. Blockrandgebiet zum ehemaligen Ostblock und damit auch Nato-Außengrenze zum Warschauer Pakt war. Somit war es der Station nicht nur möglich auf weitreichenden Frequenzbändern (bis 30 MHz) sondern auch auf Nahbereichs-Frequenzbändern (MHz-GHz-Bereiche) den Funkverkehr bis tief in das angrenzende Ausland verfolgen und überwachen zu können.

Derartige Stationen sind generell in ein länderübergreifendes Netzwerk eingebunden. Stationen mit denen in Grafenstein regelmäßig zusammengearbeitet wird befinden sich in Deutschland (Konstanz, Krefeld, Itzehoe, Berlin), auf der iberischen Halbinsel sowie in UK. Allerdings hat Österreich den Vertrag mit der ITU bzgl. der Funküberwachungsaktivitäten gekündigt, womit die Aktivitäten in Grafenstein nicht mehr den ITU Vorgaben unterliegen.

Bis vor wenigen Jahren war die Station mit insgesamt 6 bis 7 Personen teilweise im Schichtbetrieb besetzt, nachdem die Station in der 2000er Jahren darüber hinaus umfassend saniert und modernisiert wurde. Seit 2 Jahren wird die Station mittlerweile per remote gesteuert und betrieben, auch wenn ein manueller Betrieb direkt vor Ort durchaus noch möglich ist, wie der Gruppe eindrucksvoll gezeigt wurde. Die jetzigen, diesem Standort zugeordneten Mitarbeiter leben im weiteren Umfeld der Station und haben ein zusätzliches Büro in der Landeshauptstadt Klagenfurt.

Ausgestattet ist die Station mit diversen Antennen für den Frequenzbereich von ca. 100 kHz bis ca. 1,5 GHz. Eines der Herzstücke der Station ist die Peilantenne für den Kurzwellenbereich bis 30 MHz. Es handelt sich hierbei um eine 8-Element Peilantenne des auf diese Art von Antennen spezialisierten Herstellers Rohde & Schwarz (R&S München), aufgebaut in einem moorigen Feldgebiet ca. 500m vom Betriebsgebäude entfernt. Äußerlich zu erkennen ist die Antenne an den kurzen, aus dem Erdreich herausragenden ca. 1,5 m hohen „Stangen“. Sollte eine solche „Stange“, welche ein Empfangsstab ist, aus welchen Gründen auch immer einmal beschädigt werden, so muss, wie uns der ehemalige Leiter an einem konkreten Beispiel erläuterte, nicht nur die „Stange“ ausgetauscht werden. Vielmehr muss die komplette Anlage neu eingemessen werden was Gesamtkosten im zweistelligen T€-Bereich entstehen lässt. Gesteuert wird die Anlage entweder per remote aus Wien oder aus dem Kontrollraum im Betriebsgebäude, in welchem uns der Peilbetrieb anhand einiger beispielhafter Messungen eindrucksvoll vorgeführt wurde (siehe Abbildung 2). Aufgrund der hochfrequent ruhigen Umgebung, welche sich jeder Funkamateur nur erträumen kann, können auch schwache Signale stark und zielsicher angepeilt werden.

 

Abbildung 2: Steuerung der Kurzwellenpeilung im Betriebsgebäude

Eine für den Frequenzbereich von ca. 5 bis 30 MHz vorgesehene Lambda/4-Reusenantenne (siehe Abbildung 3) befindet sich in direkter Nähe zum Betriebsgebäude. Mit ihrer Rundstrahl- und Rundempfangs­charakteristik liefert sie einen guten Überblick über den allgemein ungerichtet vorliegenden Rausch- und Signalpegel. Derartige Antennen waren zu früherer Zeit des Öfteren auch an Sendestandorten von Kurzwellensendern, wie bspw. des Bodenseesenders in Rohrdorf als Sendeantennen für den Kurzwellenbetrieb zu finden.

Abbildung 3: Reusenantenne für den Frequenzbereich 5 - 30 MHz

Ebenfalls für den Kurzwellenbereich von ca. 3 bis 30 MHz einsetzbar ist eine drehbare logarithmisch-periodische Richtantenne (siehe Abbildung 4). Damit ist es möglich, eine durch die Peilantenne ausfindig gemachte Richtung eines erkundungswürdigen Signales direkt anzusteuern und das entsprechende, dort vorzufindende Signal mit höherem Empfangspegel näher analysieren zu können. Auch derartige Antennen waren früher an zahlreichen Kurzwellensende­stationen für den Nahbereich als Sende- und Empfangsantennen im Einsatz, wie bspw. in Jülich oder im Wertachtal.

 

Abbildung 4: Logarithmisch-Periodische Kurzwellenantenne

Des Weiteren ist mit einer festen Nord-Südrichtung eine T-Antenne für den unteren Frequenzbereich 100 kHz bis 5 MHz (siehe untere Abbildung 5) in der Nähe des Betriebsgebäudes installiert.

 

Abbildung 5: T-Antenne

Auf dem Dach des Gebäudes befindet sich für die höheren Frequenzen, d.h. 100 MHz bis ca. 1,5 GHz eine kombinierte logarithmisch-periodische Antenne mit zwei Polarisationen (Horizontal sowie Vertikal) (siehe Abbildung 6). Die Umschaltung der Polarisation erfolgt elektronisch im Betriebsgebäude, demzufolge ohne Antennenbewegung; eine Zusammenschaltung für eine zirkulare Polarisation ist allerdings nicht vorgesehen.

Darüber hinaus befinden sich ebenfalls auf dem Dach zahlreiche Breitbanddipole mit einem Frequenzbereich von 100 bis ca. 1500 MHz (siehe Abbildung 7). Eine spezielle Empfangsantenne für den Empfang des höheren GHz-Bereiches (Parabol oder Prime Fokus) wurde bisher nicht realisiert.

Abbildung 6: Logarithmisch-periodische Kreuz-Antenne für den Frequenzbereich ca. 100 - 1500 MHz

 

Abbildung 7: Breitbanddipole


Für mobil durchzuführende Messungen und konkrete Ortungen ist dem Standort ein separater Funkmesswagen zugeordnet. Zahlreiche Antennen für nahezu alle Frequenzbereiche von einigen MHz bis ca. 1 GHz können direkt und/oder auch an dem rund 10 m ausfahrbaren Mast angebracht werden (siehe Abbildung 9).

Abbildung 8: Funkmesswagen des Fernmeldebüros Grafenstein


Darüber hinaus befindet sich auf dem Dach des Fahrzeuges ein größerer „Teller“, welcher eine Peilantenne für den MHz- und GHz-Bereich wetterfest beinhaltet (siehe Abbildung 8). Das Prinzip der Antenne entspricht jener an der Station fest installierten 8-Element Peilantenne für den Kurzwellen­bereich.

Abbildung 9: Verfügbare Antenne im Mess- und Peilwagen

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